Über uns - Vision
Der Capoeira Angola e.V. ist ein engagierter Träger der freien Jugendhilfe in Berlin und Brandenburg und akkreditierter Partner des Erasmus Plus Programms. Unser Name verweist auf das Herzstück unserer Arbeit: den traditionellen Kampftanz Capoeira, der in der afrobrasilianischen Kultur während der Kolonialzeit entstand. Damals tarnten schwarze Sklaven ihr Training – eine Mischung aus Kampf, Musik und rhythmischen Bewegungen – geschickt, um die Aufmerksamkeit ihrer Unterdrücker nicht zu erregen. Diese stille Revolution war der Ursprung des Capoeira Angola und markierte einen entscheidenden Schritt zur Emanzipation der versklavten Bevölkerung Brasiliens.
Im Laufe der Zeit hat diese Kunst unzähligen benachteiligten Menschen Kraft, Selbstvertrauen und einen neuen Lebensmut verliehen. Der befreiende Geist des Capoeira breitete sich schnell weltweit aus. So machte sich auch der junge Mestre Rosalvo mit seiner unkonventionellen und innovativen Bewegungsweise einen Namen und trug dazu bei, den Spirit des Capoeira in Europa zu verbreiten. Kurz nach seiner Ankunft in Deutschland organisierte er gemeinsam mit Susy Oesterreicher das erste internationale Capoeira-Treffen, bei dem Mestres und Contra-Mestres aus aller Welt zusammenkamen. Aus diesen Begegnungen entwickelte sich 1992 der heute noch aktive Capoeira Angola e.V., der sich von einem kleinen Verein, der sich auf Workshops rund um Capoeira und brasilianische Kultur konzentrierte, zu einem internationalen Netzwerk von Künstlern und Projekten entwickelte – länder- und generationenübergreifend.
In den letzten zehn Jahren haben wir unser Engagement noch erweitert, indem wir gezielt Angebote für Jugendliche und Kinder geschaffen sowie benachteiligte Familien unterstützt haben. Mit Bundesfördermitteln entstand das soziokulturelle Zentrum Kilombo Kleinow im Herzen der Uckermark, unweit von Berlin. Auf dem ehemaligen Gutshof bieten wir jährlich kostenlose Ferienprogramme an, an denen bis zu 250 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene teilnehmen. Unser breit gefächertes Workshopangebot – von Tanz, Capoeira und Percussion über Reiten, Film und Musik bis hin zu Permakultur – eröffnet den Teilnehmenden neue Perspektiven und hilft ihnen, ihre eigene Identität zu finden.
Unsere Vision reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Unter dem Motto
„MUNDO KILOMBO – da volta ao mundo, camara – ein Netznetzwerk für globalen kulturellen Austausch“ möchten wir der Kultur, die uns so viel ermöglicht hat, etwas zurückgeben und den interkulturellen Dialog nachhaltig fördern. In den letzten zwei Jahren haben wir intensiv an der Gründung einer NGO in Brasilien gearbeitet und stehen seit Ende 2024 kurz vor der finalen Etablierung. Über unsere Webseite informieren wir Interessierte nicht nur über unsere etablierten Projektstandorte in Deutschland, sondern auch über die in Brasilien konzipierten Initiativen – und damit über unsere Vision einer internationalen kulturellen Brücke zwischen Deutschland und Brasilien.
Besonderes Augenmerk richten wir nun auf Salvador, eine Stadt, die trotz ihrer kulturellen Vielfalt und historischen Bedeutung mit gravierenden sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert ist. Aktuellen Erhebungen zufolge leben etwa 41 % der Bevölkerung Salvadors unterhalb der Armutsgrenze, und die Stadt weist mit einem Gini-Koeffizienten von 0,60 eine der höchsten Einkommensungleichheiten in Brasilien auf. Im Bildungsbereich zeigt sich, dass nur rund 67 % der Jugendlichen die Sekundarschule abschließen, während die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen bei 27 % liegt – weit über dem nationalen Durchschnitt. Zudem wird Salvador aufgrund seiner hohen Gewalt- und Unsicherheitsraten, die den Homicide Index zu den 20 gefährlichsten Städten weltweit zählen lassen, besonders für Jugendliche in armen Vierteln zu einem unsicheren Lebensraum – über 80 % der Opfer sind junge Schwarze Männer. Ergänzt wird dieses Bild durch gravierende Umweltprobleme: Etwa 70 % der anfallenden Abfälle werden nicht recycelt, und unregulierte Stadtentwicklung führt zu massiver Luft- und Wasserverschmutzung.
Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Bedarf an innovativen Projekten, die als Katalysator für sozialen Wandel und nachhaltige Entwicklung wirken können. Mit unserem geplanten Kulturzentrum in Salvador – Jangada Abaeté – möchten wir genau diesen Herausforderungen begegnen. In einem historischen Viertel von Salvador, Bahia, wird ein Zentrum entstehen, in dem Sport-, Tanz- und Capoeira-Workshops als sichere Räume fungieren. Dort sollen nicht nur benachteiligte Menschen Unterstützung finden, sondern auch Angehörige wohlhabenderer Schichten zusammenkommen, um Vorurteilen und sozialer Spaltung entgegenzuwirken. Kostenlose Tanzkurse in verschiedenen Stilrichtungen ermöglichen es einer breiten Bevölkerungsgruppe, neue Leidenschaften zu entdecken, während die Schaffung von Unterkünften für internationale Künstler den Austausch und die Zusammenarbeit fördern wird.
Ein weiteres Projekt, Kilombo Cassange, sieht vor, ein 10.000 m² großes Grundstück in Salvador zu nutzen, um einen Ort der Ruhe und Erholung zu schaffen. Hier sollen Kinder und Jugendliche durch regelmäßige kostenlose Mahlzeiten und Workshops in den Bereichen Musik, Film, Permakultur und Nachhaltigkeit dem stressigen Alltag entfliehen können. Zusätzlich ist geplant, eine Reitschule zu errichten, die kostenfreie Reitstunden und tiergestützte Therapieangebote bietet – selbstverständlich barrierefrei, sodass jeder von diesen Angeboten profitieren kann.
Und ebenfalls im Aufbau ist das Projekt Kilombo Pojuca 80 km nördlich von Salvador in der Nähe des Praia do Forte. Der Ort Praia do Forte ist einer der meistbesuchten touristischen Orte an der bahianischen Küste. Es gibt eine touristische Infrastruktur mit Hotels, Pensionen und Restaurants. Besondere Bekanntheit hat das Naturprojekt TAMAR unter Beteiligung der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA in Praia do Forte erlangt. Durch diese Initiativen möchten wir einen bedeutenden Beitrag leisten, um den Menschen in Salvador neue Perspektiven zu eröffnen, die Armut und Ungleichheit zu verringern, die Bildungschancen zu verbessern und langfristig zu einem friedlicheren sowie nachhaltigeren Stadtbild beizutragen.